Das hat Feldkirch noch nie gesehen! Die Nachbrenner des Raketenautos von Brutus Bildstein lassen die Luft vibrieren. Die alten hübschen Häuser, die geputzten Fensterscheiben und die Blumen auf den Balkonen zittern. Das einzigartige Gefährt beschleunigt auf eine atemberaubende Geschwindigkeit von über 600 Stundenkilometer und wird durch die Rampen in den blauen Himmel und über die Altstadt von Feldkirch katapultiert.
In Zeitlupe: Der tollkühne Pilot löst den Start aus und steuert direkt auf die erste Rampe zu. Das Fahrzeug hat einen Drall bekommen und dreht sich einmal um die eigene Achse. Wie eine Gewehrkugel. Wird es grade aufkommen? Manch einer erwartet den Crash jede Sekunde. Das Publikum staunt mit offenem Mund. Der Bischof der Diözese Feldkirch betet. Das Raketenauto kommt knapp, aber glücklicherweise gerade auf der Fläche der Umlenkrampe auf. Für den Bruchteil einer Sekunde scheint es wie auf Schienen, als es um die 90° Kurve schiesst. Keine Zeit zum Verschnaufen. Wenige Augenblick später kracht es auf die Holzkonstruktion der letzten, finalen Abschussrampe. Ein Stück eines Holzbalkens bricht ab und saust in die Tiefe. Ein Aufschrei geht durch die erschrockene Menge. Die Konstruktion wackelt bedrohlich von der Wucht des Aufpralls. Die Rampe scheint zu bersten. Das Publikum hält den Atem an! Die Katastrophe von Colorado 1999 welche die Kariere von Felix Bildstein (66), dem Vater von Brutus, so tragisch beendete, ist wieder allen vor Augen. Wie in Zeitlupe kommt das Fahrzeug schräg auf dem Holzgrund auf, die Unterlage schwingt, Brutus reisst das Steuer herum und schafft es knapp die Drehung auszukorrigieren. Er zündet den zweite Stufe des Raketentriebwerks. Ein riesiger Feuerstoss erhellt den Nachthimmel. Der letzte Rampe ist bewältigt. Den Betreuern rinnt der Schweiss über die Stirn, als das Raketenauto wie ein Pfeil in hohem Bogen über die Feldkircher Altstadt durch die Luft fliegt.
Es wird nochmals eng. Eine Schrecksekunde! Brutus! Er trifft fast den Turm der Johanniterkirche. Die gehisste Fahne wird von der Druckwelle zerfetzt. Erschreckte Schreie sind aus den Gassen und den unzähligen geöffneten Fenstern zu hören. Eine Stadt hält den Atem an.